Warum die Malerin der Böhmerwald-Unkräuter?
Ich male Wege, gesäumt von Wiesenkraut, und Felder mit Mohnblumen, Kornblumen, Kamille. Die Vasen auf meinen Pinseln sind voll mit Gänseblümchen und zarten Pflanzen, die niemals verwelken. Meine Liebe zu ihnen ist zu einer Leidenschaft gewachsen.
Sie sind das häufigste Motiv meiner Bilder, das Ziel aller Spaziergänge und sogar ein fester Bestandteil meines Gartens! Ich säe und pflanze sie. Als ich Texte für die Website verfasste, fielen mir als erstes die Worte von Herrn Václav Cílek ein. Es war in Klatovy bei der Veranstaltung „O Zahradách trochu jinak“ im Mai 2024. Im Rahmen des Ateliers mit Seele leitete ich einen kreativen Workshop mit einer Ausstellung von Blumenbildern unter freiem Himmel. Damals lachten die Leute, als dieser heilige Satz fiel. Doch für mich war er äußerst wahr und treffend. So sehr, dass ich ihn auf die erste Seite meiner Website setzen musste. Ja, Jarka Papežová ist die Malerin der Böhmerwald-Unkräuter!
Wiese auf dem Pinsel – ich säe die Leinwand.
Wenn ich eine Wiese male, beginne ich nicht mit dem grünen Gras. Zuerst male ich die Arten, eine nach der anderen, Unkraut für Unkraut. Ich setze sie Schicht für Schicht, beginnend mit den untersten, bis sich unter meinen Händen eine ganze Pflanzenwelt entfaltet. Eine blühende Wiese – und es spielt keine Rolle, ob die gemalte oder die wirkliche – besteht aus 30 oder mehr Pflanzenarten. Die Zuschauer müssen nicht sofort alle erkennen oder im Detail unterscheiden können, aber ich muss wissen, dass ich jetzt den „Witwenblumen“-Strauch male und jetzt wieder den „Kriebelkraut“.
Oft höre ich von Leuten: „Ich möchte auch solche frischen Wiesen malen.“ Ich sage: „Natürlich, kommt, ich werde es euch beibringen.“ Aber oh je! Die junge Dame kennt die Kornblume nicht, weiß nicht, wie ihre Blätter aussehen. Und erst recht nicht, wie sie in der Knospe aussieht oder nach der Blüte. Wenn wir etwas genau festhalten wollen, müssen wir es gut kennen. Nicht nur, wie eine bestimmte Art aussieht, sondern auch, wie sie sich anfühlt. Ob die Blätter fest oder eher zerbrechlich, oder behaart sind...
Eine Kindheitserinnerung – Wer pflanzt eine Wiese?
Ich verehre diese zauberhaften, zarten Blumen, die sich miteinander verflechten. Sie wachsen aus der Erde hinauf zum Himmel, drehen sich zur Sonne, um ihren kosmischen Tanz auf der trockenen Wiese am Wegesrand zu tanzen.
Als ich klein war, ging ich mit meiner Mutter auf dem Feldweg zum Garten außerhalb der Stadt. Der Weg zur Parzelle in der Kleingartenkolonie führte durch einen Graben. Weil er in das Gelände eingegraben war, bildeten sich an den Seiten so etwas wie „Vant“, wie wir es nannten. Ein sonniger, trockener Hang, der nicht gemäht wurde. Höchstens zweimal im Jahr nahm ihn der Nachbar mit der Sichel. Kurz gesagt, niemand kümmerte sich um diesen „Vant“, und das war sein und mein Glück.
Alle hatten Augen und Hände nur für ihre kleinen Gärten. Dort pflanzten sie kultivierte und edle Blumen. Meine Mutter pflanzte zum Beispiel Astern und Zinnien zum Schneiden. Ich erinnere mich, dass sie damit unglaublich viel Arbeit hatte. Den Boden vorbereiten, auflockern. Die Setzlinge ziehen, pflanzen, nichts schief gehen lassen! Und dann genügte ein „mráko“, wie wir im Přešticko sagten, der dunkle Himmel, der Regen bringt, und all die Mühe war umsonst.
Im Gegensatz dazu schmückte der Hang mit der Wiese immer. Trotz Regen und Gewitter. Im Gegenteil, nach einem Gewitter sah er vielleicht sogar am besten aus. Die violetten Knöpfe der Glockenblumen, das himmelblaue, venige Storchschnabelkraut und die noch dunklere Wicke, die allmählich in rosa-weiße Töne überging. Doch das war keine gewöhnliche Wicke mehr, sondern die bunte Wickenblume. Davon gab es nur wenige, so eine Schönheit muss die Natur in kleinen Mengen dosieren. Als ich meine Mutter damals fragte, wer die Blumen am Wegesrand gepflanzt hatte, antwortete sie: „Niemand, sie wachsen hier von selbst.“ Daraus war klar, dass kein Mensch sie gepflanzt hatte. Es musste der Herrgott oder einfach etwas sehr Großes und Unsichtbares gewesen sein. Irgendeine höhere Macht und Kraft – das Universum, oder wie auch immer man es nennen möchte.
Der alljährliche Kampf um die Kornblume – Gärtner gegen Malerin!
Jetzt habe ich meinen eigenen Garten – und er ist viel größer, als der meiner Eltern je war. Ich könnte dort riesige Beete mit bunten Zinnien, nadeligen Astern, anspruchslosen Löwenmäulchen, Gladiolen und anderen Schnittblumen anlegen.
Aber ich ziehe „Unkraut“ vor – wie es mein Mann Jan gern nennt. Er ist Gärtner, gelernt, studiert und aus einer Gärtnerfamilie in dritter Generation.
In unserem Garten führen wir jedes Jahr einen kleinen Krieg um die Kornblume. Sie sät sich ganz nach eigenem Ermessen aus – jedes Mal ein wenig woanders –, und mein Mann will sie ständig ausreißen, weil sie angeblich den Weg überwuchert. Dabei ist sie das meistfotografierte Motiv bei den Veranstaltungen zum „Wochenende der offenen Gärten“ (immer am zweiten Juni-Wochenende).
Dieses Jahr kam er immerhin auf die Idee, sie wenigstens zu vereinzeln!
Nun ja, eine Malerin – Züchterin von „Unkraut“ – und ein Gärtner, das ist einfach eine funkelnde Konstellation. Da kann man nichts machen.
Nicht mähen, nicht stören – vielleicht kommt sogar eine Nelke vorbei.
In den Beeten halte ich aufmerksam Ausschau, wo sich ein kleines Schafgarbenpflänzchen zeigt – und sobald im Rasen ein Blättchen einer Margerite sichtbar wird, rufe ich: „Achtung! Nicht drauftreten! Nicht stören!“
Warum wir im gemähten Rasen hohe Stellen haben, die wie kleine Wölkchen aussehen? Wir dürfen doch die Schafgarbe nicht abmähen, und in der anderen Stelle vermute ich den Austrieb eines *Dianthus deltoides*. Auf Deutsch: Heidenelke oder Karthäuser-Nelke. Das ist der Stolz unseres Naturgartens.
Meine Urgroßmutter fand sie früher am Weg zur Kapelle der Heiligen Anna in Příchovice und nannte sie „Tränchen der Jungfrau Maria“ – so habe ich es aus den Erzählungen meiner Mutter in Erinnerung. Von ihr habe ich auch meine ersten Pflanzennamen gelernt: „Leinkraut“, „Wolfsschnauze“, „Johanniskraut“, „Steinbrech“, „Lichtnelke“, „Blutströpfchen“, oder wie sie sagte: „Kommenitschek“.
Die Definition von Unkraut – oder: Befehlen Sie dem Mohn, wo er blühen soll.
Zum Schluss eine kleine fachliche Abhandlung und ein Nachdenken darüber, was Unkraut eigentlich ist.
„Unkraut wird definiert als eine Pflanze, die auf einem bestimmten Grundstück ohne oder gegen unseren Willen wächst. Nach der Definition der Europäischen Gesellschaft für Unkrautforschung ist Unkraut eine Pflanze, die den Zielen und Anforderungen des Menschen im Weg steht.“
(Quelle: Wikipedia)
Ohne unseren Willen scheint auch die Sonne, es regnet – zumindest manchmal – und Gott sei Dank ist das so. Ich werde doch keiner Margerite oder keinem Klatschmohn befehlen, wo sie zu blühen haben!
Es hat schon viele kluge Köpfe gegeben, die sie aus den Getreidefeldern ausgerottet haben.
Was ich an diesen Pflanzen liebe, ist ihre Unverwüstlichkeit – und zugleich ihre Zerbrechlichkeit!
Sie zeigen ganz deutlich, dass sie nicht gepflückt werden wollen. Und wer es doch versucht, bringt sie lebendig nicht nach Hause. Schon unterwegs lassen sie die Köpfe hängen, zerknittern ihre Blütenröckchen, später werden sie schwarz und verwelken ohne jeden Schmuck.
Lesen Sie Čapek – keine Pflanze ist namenlos.
Noch ein wenig Poesie aus der Feder von Karel Čapek und seinem Buch „Gärtnerjahr“:
„…‘EINE BLUME OHNE NAMEN IST UNKRAUT‘“, fällt mir dazu ein – für mich nicht, zum Glück kenne ich sie beim Namen.
Letztendlich scheinen diese „Unkräuter“ in meinem Schicksal verankert zu sein. Meine liebsten Mohnblumen ziehen sich wie ein roter Faden durch unsere Familie. Schon mein Urgroßonkel, der Maler Josef Hodl, malte sie, meine Mutter Marie setzt sie in Öl um, und ich setze das Mohnblumen-Fieber auf alle erdenklichen Arten fort. Kein Wunder, dass ich den Spitznamen „Mohnpuppe“ bekommen habe und 2021 den offiziellen Titel „Mohnmalerin“ mit Eintrag ins Rekordbuch der Tschechischen Republik erhielt.
Und wenn ich eines Tages sterbe, raten Sie mal, was ich überall auf meinem Grab und darum herum haben möchte…
Jarka Papežová
Veselí, Ateliér s duší, 29. března 2025